Deutsche Rentenversicherung

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Wie stark wird Deutschland altern?

Ausgabe #2 / November 2023
(Lesezeit: 6 Minuten)

Der Renteneintritt der Babyboomer führt zu zusätzlichen demografischen Belastungen. Aber in welchem Umfang, wie schnell und wann? Antworten auf diese Frage sind zentral für die künftige Finanzierung und den Reformbedarf der gesetzlichen Rente.

Anstieg der demografischen Belastung durch Babyboomer nicht beispiellos

  • Der Renteneintritt der Babyboomer im kommenden Jahrzehnt ist eine Herausforderung für das Rentensystem – es ist jedoch kein beispielloser Anstieg der demografischen Belastung zu erwarten.

  • Um die Alterung der Gesellschaft abzubilden, wird häufig der Altenquotient verwendet. Er beantwortet die Frage "Wie viele Menschen im Rentenalter kommen auf einhundert Menschen im Erwerbsalter?".
  • Ein stärkerer Anstieg der demografischen Belastung, wie er für den Zeitraum von 2020 bis 2040 prognostiziert wird, ist bereits in den Jahren von 1990 bis 2010 bewältigt worden.

Der Altenquotient ist zwischen 1990 und 2010 schon stärker angestiegen, als voraussichtlich in dem vor uns liegenden Zeitraum zwischen 2020 und 2040. Eine ausführliche Grafikbeschreibung findet sich unter dem Menüpunkt "Aktuelle Ausgabe". Ein ähnlicher Anstieg des Altenquotienten wurde bereits in der Vergangenheit bewältigt.

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Im Fokus der aktuellen Diskussion um das Rentensystem steht der Rentenzugang der „Babyboomer-Generation“, die zwischen Mitte der fünfziger und Ende der sechziger Jahre geboren wurde. Mit dem Renteneintritt dieser besonders stark besetzten Geburtsjahrgänge wird sich das Zahlenverhältnis der Menschen im Rentenalter und jener im Erwerbsalter deutlich erhöhen. Bis vor kurzem war dabei noch allgemeiner Konsens, dass mit dem Renteneintritt der Babyboomer-Generation ein historischer Anstieg der demografischen Belastung einhergehen wird, was nahelegt, dass auch besonders tiefgreifende Reformen der Alterssicherung erforderlich sind.

Vor dem Hintergrund der aktuellen 15. Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2022 wird jedoch der zu erwartende Anstieg der demografischen Belastung aller Voraussicht nach nicht beispiellos sein. Die neuen Zahlen legen vielmehr nahe, dass die demografische Belastung durch den Renteneintritt der Babyboomer-Generation nicht stärker ist als demografische Veränderungen in der Vergangenheit.

Um die Alterung der Gesellschaft abzubilden, wird häufig der Altenquotient verwendet. Er gibt an, wie viele Personen im Rentenalter auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter kommen. Die Abgrenzung zwischen Erwerbs- und Rentenalter erfolgt hier entsprechend der jeweils geltenden Regelaltersgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung. Im Jahr 1990 kamen 23,9 Menschen im Rentenalter auf 100 erwerbsfähige Menschen. In den darauffolgenden 20 Jahren kamen 9,9 Rentner hinzu, sodass im Jahr 2010 33,8 Menschen im Rentenalter 100 Erwerbsfähigen gegenüberstanden. Welche demografische Belastung erwartet Deutschland mit dem Renteneintritt der Babyboomer-Generation? Im Jahr 2020 standen 100 Menschen im Erwerbsalter 34,9 Menschen im Rentenalter gegenüber.  Nach der mittleren Variante der Vorausberechnung wird ihre Anzahl bis zum Jahr 2040 um 8,6 Menschen auf 43,4 im Rentenalter ansteigen.

Die deutsche Gesellschaft wird in den vorausliegenden 20 Jahren voraussichtlich deutlich älter werden. Einen vergleichbaren Belastungsanstieg hat die deutsche Rentenversicherung bereits in der Vergangenheit bewältigt.

Alterung fällt weniger stark aus

  • Der Altenquotient wird gemäß aktuellen Vorausberechnungen künftig geringer ansteigen als auf Grundlage älterer Projektionen.
  • Die Annahmen einer höheren Zuwanderung und eines langsameren Anstiegs der Lebenserwartung führen zu einer geringeren Alterung als in früheren Vorausberechnungen.
  • Damit fällt auch der Anstieg des Rentenbeitragssatzes weniger stark aus als bislang erwartet.

Der Altenquotient wird gemäß aktuellen Vorausberechnungen künftig geringer ansteigen als auf Grundlage älterer Projektionen. Eine ausführliche Grafikbeschreibung findet sich unter dem Menüpunkt "Aktuelle Ausgabe". Die Annahmen einer höheren Zuwanderung und eines langsameren Anstiegs der Lebenserwartung führen zu einer geringeren Alterung als in früheren Vorausberechnungen.

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Insgesamt zeigt sich, dass der Alterungsprozess gemäß den Projektionen des Statistischen Bundesamtes 2022 nicht so stark ausfällt wie noch vor einigen Jahren vorausberechnet. Im Jahr 2015 sahen die Projektionen noch voraus, dass im Jahr 2040 rund 50 Menschen im Rentenalter 100 Menschen im Erwerbsalter gegenüberstehen. Die neusten Vorausberechnungen des Jahres 2022 gehen hingegen von einer geringeren Zunahme des Altenquotienten bis zum Jahr 2040 aus: Jetzt sind es rund 43 Menschen im Rentenalter und damit rund 7 Menschen weniger im Vergleich zu den Projektionen aus dem Jahr 2015.

Dies ist im Wesentlichen durch zwei Faktoren begründet: Zum einen wird – vor dem Hintergrund der hohen Zuwanderung der letzten 10 Jahre – künftig eine höhere Nettozuwanderung erwartet. Zum anderen geht das Statistische Bundesamt in den aktuellen Bevölkerungsprojektionen von einer geringeren Zunahme der Lebenserwartung aus und berücksichtigt dabei den deutlich langsameren Anstieg seit dem Jahr 2010. Insgesamt führt dies zu einem deutlich abgeschwächteren Alterungsprozess als noch vor einigen Jahren angenommen.

Die veränderten demografischen Projektionen des Statistischen Bundesamtes sind bei den Vorausberechnungen des Beitragssatzes der Rentenversicherung zu berücksichtigen. Im Jahr 2040 bspw. kann der Beitragssatz um rund einen Prozentpunkt geringer ausfallen als auf Basis der statistischen Projektionen aus dem Jahr 2019 berechnet.

Fazit

Ermutigend ist, dass ein ähnlicher Anstieg des Altenquotienten wie im Zeitraum 2020-2040 in vergleichbaren Zeiträumen in der Vergangenheit (z.B. 1990 bis 2010) bereits bewältigt wurde.

Durch einen Mix von einnahme- und ausgabenseitigen Rentenreformen, die in den letzten 10 Jahren von einer starken Beschäftigungsentwicklung flankiert wurden, ist es in der Vergangenheit gelungen, die Rentenfinanzen trotz zunehmender demografischer Belastungen im Gleichgewicht zu halten. Dies gilt auch für die Zukunft: Eine gute wirtschaftliche Entwicklung, eine hohe Erwerbsbeteiligung sowie Reformen helfen, die demografischen Herausforderungen im kommenden Jahrzehnt erneut zu meistern.

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