Deutsche Rentenversicherung

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Digitale Rentenübersicht: Wie ist der aktuelle Stand?

Ausgabe #5: 04/2024 (Lesezeit: 10 Minuten)

Im Jahr 2021 wurde das Gesetz zur Entwicklung der Digitalen Rentenübersicht verabschiedet. Diese neue Plattform soll den Bürgerinnen und Bürgern einen Gesamtüberblick ihrer individuellen Ansprüche in der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge bieten. Wie weit ist dieses zentrale rentenpolitische Projekt nach drei Jahren vorangeschritten?

Die Digitale Rentenübersicht: Alle Altersvorsorgeansprüche auf einen Blick

Das Bild zeigt die Anzahl der an die Digitale Rentenübersicht angeschlossenen Vorsorgeeinrichtungen. Seit dem öffentlichen Start der Digitalen Rentenübersicht im Juni 2023 steigt die Anzahl der angebunden Vorsorgeeinrichtungen stetig. Stand: 03.04.2024 Seit dem öffentlichen Start der Digitalen Rentenübersicht im Juni 2023 steigt die Anzahl der angebunden Vorsorgeeinrichtungen stetig.

Quelle: Zentrale Stelle für die Digitale Rentenübersicht, Stand: 03.04.2024

  • Die Digitale Rentenübersicht bietet Bürgerinnen und Bürgern einen kostenfreien Gesamtüberblick über ihre individuellen Ansprüche aus der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge.
  • Das aktuelle Wissen über die eigenen Vorsorgeansprüche hilft, Handlungsbedarfe bei der Altersvorsorge zu erkennen und bildet die Grundlage für eine souveräne Vorsorgeplanung.
  • Die Zahl der angebundenen Vorsorgeeinrichtungen wächst stetig. Derzeit sind 290 Vorsorgeeinrichtungen angebunden.
  • In der ersten Säule der Alterssicherung ist die Abdeckung mit 95% der individuellen Vorsorgeansprüche besonders hoch.
  • Die Abdeckung wird auch in den anderen Säulen weiter steigen: Bis zum 31. Dezember 2024 werden nahezu alle Vorsorgeeinrichtungen verpflichtend angebunden sein, die bereits heute Standmitteilungen versenden.

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Schnelle digitale Entwicklung

Innerhalb von weniger als zwei Jahren erfolgte die technische Entwicklung der Digitalen Rentenübersicht. Im Anschluss daran startete Ende 2022 die Pilotphase der Digitalen Rentenübersicht mit freiwillig angebundenen Vorsorgeeinrichtungen sowie Testnutzenden. Seit Juni 2023 steht die Plattform allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung. Entwickelt wurde die Digitale Rentenübersicht von der DRV Bund unter Mitwirkung der Institutionen aller drei Säulen der Altersvorsorge sowie des BMAS, des BMF und von Verbraucherschutzorganisationen. Zur Umsetzung wurde unter dem Dach der Deutschen Rentenversicherung Bund eine „Zentrale Stelle für die Digitale Rentenübersicht“ (ZfDR) eingerichtet. Ähnlich schnell wie die Digitale Rentenübersicht wurde das im August 2023 gestartete digitale Kundenportal der Deutschen Rentenversicherung auf den Weg gebracht (siehe Kasten).

Alle Altersvorsorgeansprüche auf einen Blick

Die Nutzung der Digitalen Rentenübersicht ist freiwillig und von jedem gängigen Internetbrowser aus möglich. Die Anmeldung und Identifizierung erfolgen über die e-ID Funktion des Personalausweises. Im nächsten Schritt werden die individuellen Daten bei den unterschiedlichen Trägern der Alterssicherung für die Abfrage zusammengeführt. Herzstück der Plattform ist dabei eine übersichtliche Darstellung der bereits erreichten und bis zum Renteneintritt erreichbaren Altersvorsorgeansprüche in allen drei Säulen. Diese Informationen können dann freiwillig sowohl in einem Nutzerkonto gespeichert als auch exportiert werden. Folglich können die erhaltenen Informationen auch für eine weitergehende Beratung beispielsweise bei den Auskunfts- und Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung genutzt werden.

Die Digitale Rentenübersicht bietet den Bürgerinnen und Bürger einen aktuellen und umfassenden Informationsstand ihrer Altersvorsorgeansprüche. Die Plattform berücksichtigt hierfür Renten sowie Zahlungen, die eindeutig zur Altersvorsorge dienen. Auch Vorsorgeprodukte mit einem Auszahlungsbeginn ab dem 61. Lebensjahr werden angezeigt (siehe Produktarten). Auf dieser Grundlage können Bürgerinnen und Bürger etwaige Lücken in ihrer Altersversorgung frühzeitig erkennen und entsprechend handeln. Unabhängig davon wird sichergestellt, dass bestehende Rentenansprüche jedem Einzelnen überhaupt bekannt sind. Gerade nach häufigen Arbeitgeberwechseln kann es dazu kommen, dass Anwartschaften in der betrieblichen Altersvorsorge vergessen und damit nicht in Anspruch genommen werden. Hier schafft die Digitale Rentenübersicht Transparenz. Dass diese Vorteile von den Bürgerinnen und Bürgern auch in Anspruch genommen werden, zeigen die Entwicklungen seit dem Start sowie die guten Praxisbeispiele anderer europäischer Länder wie Schweden, Dänemark oder den Niederlanden. In Dänemark beispielsweise nutzt 25 Jahre nach Einführung rund die Hälfte der Bevölkerung im Erwerbsalter das nationale Rentenportal (siehe Link)1.

Immer mehr Vorsorgeeinrichtungen sind angebunden

Entscheidend für den Erfolg der Digitalen Rentenübersicht ist die möglichst komplette Abdeckung aller zentralen Träger von Altersvorsorgeleistungen. Inzwischen sind 290 Vorsorgeinstitutionen angebunden (siehe Grafik 1). Eine besonders gute Abdeckung liegt dabei in der ersten Säule vor. Hier sind bereits rund 95 Prozent aller individuellen Ansprüche erfasst. Die Abdeckung – gerade in der zweiten und dritten Säule – wird sich in den kommenden Monaten noch deutlich erhöhen: Denn die Anbindung wird für die meisten Vorsorgeeinrichtungen ab 2025 verpflichtend – gemäß der im Januar 2024 in Kraft getretenen Rentenübersichtsanbindungsverordnung. Betroffen von dieser Anbindungspflicht sind dabei alle Vorsorgeeinrichtungen, die jährliche Standmitteilungen bzw. Renteninformationen an ihre Kundinnen und Kunden verschicken und mehr als 1.000 Vorsorgeansprüche verwalten. Ansprüche in der Beamtenpension und in den Versorgungswerken der freien Berufe werden aktuell (noch) nicht erfasst. In der Regel versenden diese keine regelmäßige Standmitteilung zudem sind sie überwiegend nach gesondertem Landesrecht geregelt und daher nicht verpflichtend angebunden.

Ziel: Nutzerzahlen stetig steigern

Bislang haben rund 1,8 Millionen Nutzerinnen und Nutzer die öffentliche Webseite der Digitalen Rentenübersicht besucht. Mehr als 150 Tausend Menschen haben sich bisher registriert. In den kommenden Monaten wird es neben der Umsetzung der verpflichtenden Anbindung von weiteren Vorsorgeeinrichtungen darum gehen, den Bekanntheitsgrad der Plattform in der Bevölkerung zu erhöhen. Dafür sind in den kommenden Monaten umfassende Kommunikationsmaßnahmen geplant, um die Bürgerinnen und Bürger auf das Angebot der kostenlosen Digitalen Rentenübersicht aufmerksam zu machen. So verweisen beispielsweise seit dem März 2024 alle Briefe der Deutschen Rentenversicherung Bund mit einem QR-Code auf die Seite der Digitalen Rentenübersicht. Inzwischen wurden bereits 5,6 Millionen Briefe, die diesen Code enthalten, verschickt. Eine Erhöhung der Nutzerzahlen ist zudem ab dem Jahr 2025 zu erwarten, wenn die verpflichtende Anbindung der Vorsorgeeinrichtungen greift. Dies zeigen Erfahrungen aus dem Ausland, wo die Nutzerzahlen stark mit dem Abdeckungsgrad der Plattform zugenommen haben (siehe Link).

Das DRV-Kundenportal bündelt die digitalen Angebote

Ein weiteres zentrales Projekt zur Digitalisierung der Deutschen Rentenversicherung ist das im August 2023 gestartete Kundenportal. Es wurde im Zuge des Onlinezugangsgesetzes umgesetzt und bündelt die digitalen Angebote der Rentenversicherung an einer Stelle. So können Anträge digital gestellt, Daten abgerufen (z. B. Renteninformation, Versicherungsverlauf) und Dokumente hochgeladen werden. Zudem ermöglicht das ePostfach im Kundenportal die vollelektronische Kommunikation mit der Rentenversicherung.

Das Portal kommt bei den Bürgerinnen und Bürgern gut an: Nach dem Start des Kundenportals wurden die Online-Angebote der DRV innerhalb von nur drei Monaten drei Millionen mal aufgerufen. Für die gleiche Anzahl an Aufrufen vergingen in der Vergangenheit noch drei Jahre (2019-2022).

Die Stärkung der digitalen Kundenkanäle birgt ein erhebliches Potential für Effizienzsteigerungen und einen verbesserten Kundenservice:
Standardanfragen und -interaktionen können Bürgerinnen und Bürgern damit selbstständig und ohne die Hilfe von Mitarbeitenden abwickeln. Diese können sich stattdessen auf die Betreuung und Beratung bei komplexeren Sachverhalten konzentrieren. Zudem wird der Eingang von Daten in digitaler Form gesteigert. Damit hilft das Kundenportal auch bei der Automatisierung interner Verwaltungsprozesse.

Nutzerfreundliche Weiterentwicklung

Um die Digitale Rentenübersicht möglichst im Sinne der Nutzerinnen und Nutzer zu gestalten, wird das Portal fortlaufend evaluiert und wissenschaftlich begleitet. Im Frühjahr wird dafür ein umfassender Evaluationsbericht veröffentlicht. Erste Ergebnisse dieses Berichtes deuten darauf hin, dass die Nutzenden die Informationen der Plattform weitestgehend als verständlich einschätzen. Nutzerinnen und Nutzer mit vollständig vorliegenden Ansprüchen gaben zudem an, dass sich ihr Kenntnisstand über die eigene Altersvorsorge durch die Digitale Rentenübersicht verbessert hat. Auf Grundlage der Evaluationsergebnisse wurden bereits erste Weiterentwicklungen angestoßen und beispielsweise weiterführende Erläuterungen für die Nutzenden in Form von Erklärvideos zur Verfügung gestellt. Damit zeichnet sich ein ähnlicher Trend wie in anderen Ländern ab: Auch dort wurden ähnliche digitale Plattformen nach der Einführung schrittweise evaluiert, weiterentwickelt und ausgebaut. Beispielsweise führten Schweden, Dänemark und die Niederlande erfolgreich Prognose-Rechner zum Einfluss des Renteneintrittsalters auf das Alterseinkommen nachträglich ein (siehe Link).

Fazit

Die Digitale Rentenübersicht schafft Transparenz über die individuellen Altersvorsorgeansprüche aus allen drei Säulen. Bis Ende des Jahres wird der Großteil der Vorsorgeeinrichtungen an die Plattform angebunden sein. Damit ist ein wichtiger Schritt in Richtung des anspruchsvollen Ziels einer möglichst vollständigen Erfassung der Vorsorgeansprüche in der komplexen deutschen Altersvorsorgelandschaft getan. In den kommenden Monaten soll die Digitale Rentenübersicht weiter bekannt gemacht und parallel dazu stetig weiterentwickelt werden.

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1 Auch jüngere Zahlen für das Jahr 2023 zeigen, dass knapp die Hälfte der dänischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter das Portal nutzt (siehe Link).

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